Text und Fotos: Wolfgang Wiese
In der Kleingartenanlage am Hausheckweg, gelegen zwischen Straelener Straße und Schmeddersweg, finden sich fast 100 Gartenparzellen, jede für sich eine kleine eigene Welt.
Im Jahr 1971 wurde die Idee geboren, in der Nähe des zu der Zeit enorm wachsenden Wohngebiets im Kempener Norden, dem heutigen Stadtteil Hagelkreuz, eine Kleingartenanlage aufzubauen.
Etwa 20 Kempener Bürger gründeten den Verein „Kleingartenverein Haushecke 1971 e.V.“ und kümmerten sich fortan darum, ihre Idee in die Tat umzusetzen. Ein geeignetes Areal fand sich wenige hundert Meter von der heutigen Straelener Straße entfernt inmitten von Äckern und Wiesen. Es dauerte nur wenige Jahre, bis alle geplanten 70 Gartenparzellen vergeben waren. Die Nachfrage nach weiteren Gärten war aber groß. Deshalb erfolgte 1980 eine Erweiterung der Anlage auf der anderen Straßenseite des heutigen Hausheckwegs um weitere 28 Parzellen.
Wolfgang Schrömbges ist ein Mann der ersten Stunde in diesem zweiten Bauabschnitt. Der 73Jährige erinnert sich noch genau an die Anfangszeit und die Anlieferung der ersten
Gartenhäuser. „Wir waren alle sehr gespannt, als die Tieflader anrollten und die BetonFertigteile für die Lauben brachten.“ Mit einer Aufbauanleitung in der Hand machten sich die Neu-Gärtner ans Werk und unterstützten sich gegenseitig, wo es nötig war. „Die meisten nahmen sich eine Woche Urlaub. Danach war das Gröbste geschafft.“
Etwa 300 qm groß ist ein Gartengrundstück. Jede Parzelle ist an die städtische Wasserversorgung angeschlossen. Einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz gibt es nicht. Nicht wenige Kleingärtner haben sich eine Fotovoltaik-Anlage installiert, um so Beleuchtung zu haben oder Kleingeräte wie Radios nutzen zu können.
Zusammen mit weiteren elf Gärten, die an der Schirrmannstraße liegen, sind 109 Kleingärtner in dem Verein organisiert.
Anfangs stand Selbstversorgung im Vordergrund
Die meisten Pächter der ersten Jahre wohnten in Mehrfamilienhäusern Stadtviertel Hagelkreuz und hatten keinen eigenen Garten. Für sie war es ein Glücksfall, ganz in der Nähe einen Schrebergarten pachten zu können. Hier konnten sie nicht nur ihre Freizeit in der Natur verbringen, sie konnten auch einen guten Teil des Bedarfs an Gemüse und Obst selbst anbauen. Der Anbau von Kartoffeln, Bohnen, Tomaten oder Erdbeeren gehörte seinerzeit mehr noch als heute zur Standardnutzung eines jeden Kleingartens.
Elke Prill, seit gut einem Jahr Vorsitzende des Vereins: „Das Kleingartengesetz sieht auch vor, dass ein Drittel der Fläche den Obst- und Gemüseanbau vorbehalten ist. Ein weiteres Drittel dürfen die Laube und Wege ausmachen, der Rest bleibt für Rasen oder als Ziergarten.“
Der Kreativität der Pächter sind bei der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt. Ein Spaziergang durch die Anlage zeigt eine riesige Vielfalt: Durch sorgfältig geschnittene niedrige Hecken abgegrenzte Rasenflächen, hin und wieder ein kleiner Teich, Staudenrabatten, ein wahres Blütenmeer an Rosen und anderen Blumen, überall Blumenkästen mit Geranien und anderen Sommerblumen. Man erkennt, dass viele Schrebergärtner sich ihr kleines Paradies geschaffen haben.
„Ein schöner Garten ist allerdings kein Selbstläufer“, weiß Elke Prill, „es steckt richtig viel Arbeit dahinter, den Garten in Schuss zu halten. Rasen mähen, Unkraut jäten, Verblühtes entfernen, Neues pflanzen, man ist immer beschäftigt.“ Viele Gärtner beschränken sich nicht darauf, Gemüse- oder Zierpflanzen zu kaufen und anzupflanzen, sie säen im zeitigen Frühjahr zu Hause in Blumenkästen aus und pflegen die Aufzucht, bis sie dann beizeiten ins Freiland ausgepflanzt werden kann.
Kleingärtnerleben im Wandel

Markus Bressem, 2. Vorsitzender und seit 2013 Pächter im KGV Haushecke, sieht einen Wandel:
„Im Laufe der Zeit haben sich die Prioritäten verändert. Die Gärten werden zwar mehr und mehr zur Erholung genutzt, aber auch ökologisches und naturnahes Gärtnern steht bei vielen Gartenfreunden ganz oben. Natur- und Umweltschutz spielen eine wichtige Rolle.“ Wolfgang Schrömbges berichtet nicht ohne Wehmut: „Ja, das Vereinsleben hat sich deutlich geändert. Vor Jahren trafen sich benachbarte Kleingärtner noch spontan auf dem Stichweg, es wurden schnell ein paar Bänke und Tische aufgestellt und der Grill angeworfen. Gemeinschaft spielte da noch eine größere Rolle. Heutzutage verbringen die meisten ihre Zeit im familiären Kreis im eigenen Garten.“

Trotzdem haben seine Frau Edith und er den Spaß an der Kleingärtnerei nicht verloren. Edith Schrömbges liebt es, sich um die Erdbeeren und Tomaten, aber auch um die Pflege von Schopflavendel und Co. zu kümmern.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Kleingartenvereins war der Bau des Gemeinschaftshauses Anfang der 1980er Jahre. Ausgestattet mit Küche, Theke, Gesellschaftsraum, Toiletten und einem kleinen Saal diente es fortan für alle möglichen Zwecke.
Vor dem Vereinsheim wurde 1985 ein Wahrzeichen „für die Ewigkeit“ gesetzt. Mit tatkräftiger Unterstützung eines ansässigen Landwirts haben die Mitglieder einen zentnerschweren Granitblock, der in der Nähe gefunden wurde, auf ein Betonfundament platziert und von einem örtlichen Designer künstlerisch gestalten lassen.

Wolfgang Schrömbges, seit etwa 30 Jahren Vorstandsmitglied, kümmerte sich viele Jahre um die Organisation von Veranstaltungen und denkt gerne an die zahlreichen Feierlichkeiten zurück, die sich durch das Jahr zogen. Tanz in den Mai, Sommerfest, Ernte-Dank-Fest und Weihnachtsfeier waren stets gut besucht.

Im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte hat sich natürlich auch die Zusammensetzung der Vereinsmitglieder gewandelt. Von den Gärtnern der ersten Jahre sind nur noch wenige dabei, viele mussten altersbedingt ihre Gärten aufgeben. Nach und nach kamen neue Pächter dazu, in den 1990er Jahren viele Menschen mit osteuropäischen Wurzeln, die allein schon wegen ihrer gemeinsamen Sprache bis heute eine engere Beziehung zueinander pflegen.
Der überwiegende Teil der Pächter ist mittlerweile im Rentenalter, aber in letzter Zeit hat ein richtiger Run auch jüngerer Interessenten auf freiwerdende Parzellen eingesetzt. „Es gab Zeiten, da waren einzelne Gärten vorübergehend nicht verpachtet. Seit ein paar Jahren – und insbesondere seit Corona – können wir uns vor Anfragen kaum retten. Aktuell hat unsere Warteliste fast 20 Interessenten,“ freut sich Elke Prill.

Zu der jüngeren Generation gehört Dennis Weber. Mit 32 Jahren hat vor etwa vier Jahren seine Parzelle übernommen – glücklicherweise, wie er sagt.
„Wir wohnen in der Innenstadt in einer Etagenwohnung. Als vor fünf Jahren unser Sohn geboren wurde, haben meine Frau und ich schnell den Wunsch gehabt, in Kempen einen Garten zu bekommen. Über ein paar Ecken erfuhren wir von einem freien Garten im Kleingartenverein Haushecke. Wir bewarben uns und hatten Glück. Es gab wohl mehrere
Bewerber.“ Familie Weber hat ihren Garten familiengerecht angelegt: ein paar kleine Spielgeräte für den Junior, einen netten überdachten Sitzplatz, einen Bereich für Obst- und Gemüseanbau und einen großen Rasen zum Spielen, rundum Sträucher und Blumen.
„Wir legen Wert darauf, dass unser Sohn die Natur kennen und schätzen lernt. Deshalb versuchen wir auch, ihm den Umgang mit den Pflanzen näher zu bringen,“ und mit einem Schmunzeln: „Und ganz nebenbei sorgt die Gartenarbeit auch für ein bisschen Fitness bei mir.“

Sein Gartennachbar Zdzislaw Dubinski genießt in seinem Garten das Rentnerleben. „Wir haben den Garten jetzt seit 15 Jahren. Bei der Besichtigung waren unsere Kinder direkt Feuer und Flamme. Da fiel uns Entschluss leicht,“ sagt der 65-Jährige. „Wir haben die Entscheidung nicht bereut! Früher spielten unsere Kinder im Garten, mittlerweile die Enkel.“ Ein Blick in den Garten der Familie Dubinski zeigt, dass sie sich mit Hingabe der Pflege ihres Idylls widmen.
Neuer Vorstand mit Visionen
Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Klaus Göris wurde im vorigen Jahr eine teilweise neue Vorstandsmannschaft gewählt. Elke Prill, selbst erst seit drei Jahren Mitglied im Verein, stellte sich der Herausforderung und übernahm den Vorsitz. Tatkräftig ging das neue Team ans Werk und begann mit Renovierungsarbeiten im und am Gemeinschaftshaus. Nach der sich abzeichnenden Normalisierung in Sachen Corona ist der Vorstand nun guter Dinge, wieder neuen Schwung in das Vereinsleben zu bringen.
„Wir haben einige Ideen“, so Vorsitzende Elke Prill und Vize Markus Bressem, „und wir hoffen, dass wir viele Mitglieder ins Boot kriegen.“ Zunächst einmal wollen sie die großzügige Außenanlage vor dem Vereinsheim so umgestalten, dass sie zu einem Treffpunkt für die Mitglieder werden kann. „Vielleicht reichen schon ein paar Sitzgelegenheiten, dass sich die Mitglieder spontan zu einem Schwätzchen zusammensetzen. Wenn es gut anläuft, kann man weiterdenken, vielleicht ein Grillplatz, Spielgeräte oder ähnliches. Wir werden sehen“, sagen beide nicht ohne Zuversicht.
Erst wenige Wochen alt ist die jüngste Veränderung des Kleingartenvereins. Nach über 50 Jahren hat das Gelände auch eine postalische Anschrift: Hausheckweg 11. Ein knallroter Briefkasten weist auf die neue Identität hin.
Auch wenn sich ein Erfolg vielleicht nicht sofort einstellt, lohnt es sich, sich bei Interesse an einem Gartengrundstück zu bewerben. „Die Liste ist zwar lang, aber ich weiß nicht, ob alle Bewerber ihr Interesse immer noch aufrechterhalten.“ Bei der Übernahme eines Gartens müssen die Laube und die Bepflanzung dem Vorgänger abgekauft werden. Der zu zahlende Preis wird durch eine unabhängige, nach festen Regeln durchgeführte Wertermittlung festgelegt. Hinzukommen der Vereinsmitgliedsbeitrag, die Gebühr für den Wasserverbrauch und eine jährliche Pacht von wenigen Cent pro Quadratmeter.
Fehlende Erfahrung im Umgang mit Nutz- und Zierpflanzen sollte niemanden von einer Bewerbung abhalten. Im Verein gibt es Fachberater, die auf Wunsch gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Bewerbungen sollten möglichst online per E-Mail an kgv-haushecke@web.de geschickt werden.
Sie finden die Ausgabe 103 von „Kempen Kompakt“ unter folgendem Link:
Das Wahrzeichen für die Ewigkeit
Der Beitrag ist so nicht richtig, Der Stein wurde, nachdem der alte Teil der Kleingartenanlage fertiggestellt war , überwiegend mit Steinäuser der Firma 3S, von der Firma 3 S gespendet.
Der Stein lag jahrelang vor dem Eingang der alten Gartenanlage, bis zu dem Zeitpunkt als in der neuen Anlage das Gemeinschaftshaus errichtet war.
Erst da bekam er seinen jetzigen Platz in der neuen Gartenanlage.
Bemalt wurde dieser Stein von unserem Gartenfreund Horst Birk der auch die Malereien im Innern des Gemeinschaftshauses gemacht hat.
Man hätte bei der Recherche etwas sorgfältiger vorgehen sollen oder hätte mal die Mitglieder der ersten Stunde gefragt.